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Bund bremst kleine Importeure aus
Der Bund hat auf Anfang Juli ein Importverbot für Autos ohne EU-Crashtest erlassen. Freie Importeure sind sauer, weil Bern sie nicht informiert hat.
Von Andreas Flütsch
Auf den 1. Juli hat der Bund wieder eine Fülle von neuen Bestimmungen im Strassenverkehr erlassen. So dürfen seit gestern beispielsweise keine Autos mehr importiert werden, die über kein Attest verfügen, dass sie die Anforderungen des EU-Crashtests erfüllen. Nichts von dieser gravierenden Neuerung erfuhren die freien Importeure, auch Direktimporteure genannt, die vorab aus dem EU-Raum, aus den USA und Japan jährlich rund 10'000 begehrte Nischenfahrzeuge einführen.
«Die ersten unabhängigen Importeure haben etwa vor zwei Wochen von diesem Crashtest-Attest erfahren», ärgert sich Alex von Haller, Inhaber von American Automobile in Brügg bei Biel, der auf US-Importe spezialisiert ist. Umgehend alarmierten Betroffene ihren Dachverband Freier Autohandel Schweiz (VFAS). Heraus kam, dass das zuständige Bundesamt für Strassen die Direktimporteure weder letztes Jahr zu einer Anhörung eingeladen hatte noch sie frühzeitig über die gravierende Änderung informiert hatte.
Die Folgen für die Direktimporteure, alles Kleinbetriebe, sind gravierend. Die rund 1000 Fahrzeuge, die jährlich aus den USA importiert werden, machen seit gestern an der Grenze Probleme. Ohne Crashtest-Attest der EU geht nichts mehr.
Dies ist umso absurder, als der US-Crashtest, ohne den in Amerika kein Auto für den Verkehr zugelassen wird, teilweise sogar strenger ist als jener der EU. «Die Europäische Union beschränkt sich auf die beiden Varianten Aufprall frontal und seitlich», sagt Marco Belfanti, Präsident des Direktimporteure-Dachverbandes VFAS, «im US-Crashtest wird auch geprüft, ob Autos einem Aufprall von hinten ausreichend standhalten.»
Bund öffnet teures Hintertürchen
Der Ärger der Direktimporteure ist gross. Sie müssen, seit langem schon, für teures Geld die Konformität ihrer Importe punkto Lärm und Abgase nachweisen. Wenn die Schweiz neu Billigmarken wie Brilliance aus China, die in Crashtest miserabel abschneiden, in Zukunft nur noch ins Land lassen will, wenn sie einen anerkannten Crashtest bestanden haben, so können sie dafür zwar ein gewisses Verständnis aufbringen. Kopfschütteln löst aber aus, dass Bern den US-Crashtest jenem der EU nicht von sich aus gleichgestellt hat.
Die Importeure seien frei, die Gleichwertigkeit des US-Tests nachzuweisen, heisst es beim Bund. Das nötige Attest müssten sie aber bei einer vom Bund anerkannten Prüfstelle einholen, was selbstredend wieder Geld kostet. «Ich werde den Verdacht nicht los, dass die grossen Importeure uns das eingebrockt haben», sagt ein Direktimporteur: «Darum fordern wir jetzt, dass der Bund den US-Crashtest ohne Einschränkungen anerkennt.»
Alex von Haller ist mein Importeur. Ich geh kaputt....
